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Warum ich Musikproduktion und Fotografie kombiniere

Es ist kurz nach Mitternacht. Die Fader auf dem Mischpult sind endlich in Position, der letzte Hallraum klingt genau richtig, und ich lehne mich mit einem zufriedenen Seufzen zurück. Nach sechs Stunden im Studio brauchen meine Ohren eine Pause. Aber anstatt nach Hause zu fahren, greife ich zur Kameratasche. Mein Tag ist noch nicht zu Ende – er transformiert sich nur.

Zwei Welten, ein Fokus

Oft werde ich gefragt, warum ich diese beiden scheinbar unterschiedlichen Kunstformen betreibe. "Musst du dich nicht für eines entscheiden?", höre ich regelmäßig. Meine Antwort ist immer dieselbe: Nein, muss ich nicht – und mehr noch: Ich will es nicht.

Was auf den ersten Blick wie zwei separate Disziplinen wirkt, erweist sich in meinem Alltag als perfekte Synergie. Sowohl bei der Musikproduktion als auch in der Fotografie geht es im Kern um dasselbe: Momente einfangen, Emotionen transportieren und Geschichten erzählen.

Was mir die Musik für die Fotografie beibringt

  • Der Rhythmus eines Songs hilft mir, den richtigen Moment für eine Aufnahme zu spüren. Das ist besonders bei Reportagefotografie unbezahlbar.
  • Die Arbeit mit Dynamik und Kontrasten im Klangbild übersetzt sich direkt in die visuelle Komposition meiner Bilder.
  • Die Geduld, die es braucht, einen Mix zum Leuchten zu bringen, ist dieselbe, die ich beim Warten auf das perfekte Licht einsetze.

Was ich von der Fotografie ins Studio mitnehme

  • Das Verständnis von Tiefe und Bildebenen hat meine Herangehensweise an räumliche Effekte in Mixen revolutioniert.
  • Der Blick für Details, den die Fotografie fördert, hilft mir, selbst winzige Unstimmigkeiten in einem komplexen Arrangement zu erkennen.
  • Die Fähigkeit, schnell zu arbeiten und Momente einzufangen, bevor sie verschwinden, ist Gold wert, wenn ich mit Musikern arbeite, die gerade in "diesem einen Take" etwas Magisches erschaffen haben.

Ein Tag in beiden Welten

Ein typischer Tag könnte so aussehen: Morgens sitze ich im Studio, arbeite an der Klangarchitektur eines Tracks. Ich jongliere mit EQs, platziere Instrumente im Stereofeld, forme den Sound, bis er genau das ausdrückt, was der Künstler fühlt.

Nachmittags schnalle ich mir die Kamera um und gehe in die Stadt. Dort ist es nicht anders – auch hier suche ich nach Kompositionen, nach dem perfekten Zusammenspiel von Licht und Schatten, nach dem entscheidenden Moment.

Die kreative Achterbahn

Beide Kunstformen haben ihre eigenen emotionalen Zyklen. Es gibt diese Momente der Frustration, wenn der Mix einfach nicht sitzen will oder die Lichtverhältnisse nicht mitspielen. Und dann gibt es diese plötzlichen Durchbrüche – wenn der Bass endlich mit der Kick verschmilzt oder wenn die Sonne genau im richtigen Winkel durch eine Häuserschlucht bricht.

Was ich besonders schätze: Wenn ich in einem Bereich festgefahren bin, kann ich zum anderen wechseln. Diese Abwechslung hält mich kreativ frisch und verhindert das gefürchtete Burnout, das so viele Kreative irgendwann trifft.

Die gemeinsame Sprache

Je länger ich beide Disziplinen praktiziere, desto mehr Parallelen entdecke ich:

  • Was in der Musik die Dynamik ist, ist in der Fotografie der Kontrast.
  • Was in der Musik der Groove ist, ist in der Fotografie die Komposition.
  • Was in der Musik die Harmonien sind, ist in der Fotografie die Farbpalette.

Diese Analogien helfen mir, Konzepte zu übertragen und neue Lösungsansätze zu finden. Wenn ich mit einem Künstler über "wärmere Töne" in seinem Track spreche, visualisiere ich automatisch eine Farbverschiebung wie bei der Bearbeitung eines Sonnenuntergangsfotos.

Der Preis der Dualität

Natürlich hat diese Doppelbelastung ihren Preis. Es bedeutet doppelte Ausrüstung, doppelte Lernkurven und manchmal auch doppelten Zeitdruck. Es gibt Tage, an denen ich denke: "Vielleicht sollte ich mich doch spezialisieren..."

Aber dann kommt dieser eine Moment: Wenn ich den perfekten Soundtrack zu meinen eigenen Bildern komponiere. Oder wenn ich eine visuelle Stimmung einfange, die exakt dem entspricht, was ich gerade im Studio produziert habe. In diesen Momenten weiß ich: Das ist mein Weg.

Fazit: Die Summe ist mehr als ihre Teile

Für mich sind Musik und Fotografie nicht zwei getrennte Kunstformen – sie sind verschiedene Ausdrucksformen derselben kreativen Energie. Sie ergänzen sich, befruchten sich gegenseitig und geben mir zusammen mehr kreative Möglichkeiten, als ich jemals mit nur einer Disziplin hätte.

Und wenn mich jemand fragt, ob ich Musiker oder Fotograf bin? Dann antworte ich: Ich bin Geschichtenerzähler – manchmal mit Tönen, manchmal mit Bildern. Aber immer mit Leidenschaft.

Und genau deshalb werde ich morgen wieder im Studio sitzen – und danach mit der Kamera losziehen.

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